Pflanzen was das Zeug hält – Urban Gardening in Tokio

Von der Betonwüste zurück zur Gartenstadt

Ambitionierte Pläne: Zu den Olympischen Spielen 2020 will Tokio sich als die grünste Metropole der Welt positionieren.

Bereits vor ein paar Jahren wurden eine Reihe neuer Bestimmungen erlassen, die eine Begrünung von Neubauten vorschreibt: Ab einer Größe von 1000 qm müssen 20% des Dachs als Grünfläche angelegt werden. Dies soll die Megacity in erster Linie abkühlen und den Menschen Erholungsflächen bieten.

Durch das gigantische Wachstum hat sich Tokio sein eigenes, aufgeheiztes Klima erschaffen: In den letzten 100 Jahren stieg die durchschnittliche Temperatur um ganze 3 Grad.

In der Edo-Epoche verwurzelt

Dieser fatalen Entwicklung setzt man nun gebündelte Maßnahmen entgegen und strebt das Leben in einer grünen Smart-City an – so wie es einst in der Edo-Epoche Gegenwart war.

Edo ist der vergangene Name Tokios und war derzeit die größte Gartenstadt der Welt, inkl. eigenen innerstädtischen Reisfeldern und unzähligen bepflanzten Nutz- und Erholungsflächen..

Eines der bekanntesten Beispiele für neue urbane Ackerflächen ist der Keyakizaka Komplex in Roppongi, dessen Dach unter anderem zum Reisanbau genutzt wird. Auch Insekten, wie Schmetterlinge, haben sich mittlerweile in diesem Vorzeige-Biotop angesiedelt.

Gartenbau hat eine lange und intensive Tradition in Japan – seit neuestem liegt Urban Gardening, bzw. Urban Farming bei den Tokiotern hoch im Kurs.

Letztens sah ich eine Sendung im japanischen TV über Berliner Gärtner, die sich im Prenzlauer Berg zu Gardening Communities zusammenschließen, um gemeinsam Grünzeug aller Art anzubauen. Hippes Schrebergärtnern ist hier Prime-Time-tauglich!

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Berliner Biogärtner im japanischen TV

 

In Tokio herrscht Enge und anders als in Berlin, stehen kaum freie Flächen zum Gärtnern zur Verfügung. Dennoch, so klein und unscheinbar ein Fitzelchen Beton, eine Ecke im Fenstersims oder ein kleiner Mauervorsprung am Hauseingang sein mögen- ja, selbst wenn man nur wenige Quadratzentimeter begrünen kann, ist das ein wichtiges Anliegen vieler Tokioter, das mit schier unermüdlichen Eifer betrieben wird.

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zwei Pflänzlein aus Shibuya

Immer häufiger im Straßenbild: Blumenkübel zwischen Betonpfeilern und Leitplanken- und klar, ein Hinweisschild nebst einem kleinen Bienchen, mit Infos darf nicht fehlen!

 

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Das Modell mit Biene.
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…und hier das Modell „Einstürzende Neubauten“.

Auch auf Kabeln und Leitungen gedeiht so einiges:

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Selbst eine Parkhauseinfahrt bietet Platz für ein Gärtchen nebst Baum:

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Wenn du jetzt auch auf den Geschmack gekommen bist und darüber nachdenkst, etwas Gemüse in deiner Regenrinne zu züchten schau hier vorbei – das ist die DIY-Seite für Urban Gardening und Farming in Tokio.

Tokios Wohnraum ist stark limitiert und so gibt es selbst für das kleinste Appartement ein ansehnliches Angebot für Zierpflanzen im Miniformat- mit einem Klecks Kawaii versteht sich natürlich.

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Kawaii Kakteen

Grüne Geschöpfe der Luxusklasse

Ein begnadeter Künstler unter den Floristen Tokios ist Azuma Makoto.

Er schafft blühende Installationen für öffentliche Räume und arrangiert surreale Kreationen, dessen sich der Kunstbetrieb in diversen Galerien und Ausstellungen mit größter Beliebtheit erfreut.

Seit einigen Jahren betreibt er zudem die Haute-Couture Boutique für exquisite Blumenkunst „Jardins des Fleurs“ in Tokio.

Hier findest du den Floristik-Tempel, falls du deinem Balkon ein Make-Over verpassen möchtest.

 

 

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Auf dem Weg zum Edo.

#plantsarefriends

Nach und nach wird Tokio sichtbar immer pflanzenfreundlicher und der kollektive grüne Daumen ist auf dem Vormarsch.

Zahlreiche Wissenschaftler widmen sich hypermodernen ökologischen Lösungen zum ganzheitlichen Recycling und einer nachhaltigeren Wirtschaft.

So setzt man bereits in dem Ort Kamikatsu seit vielen Jahren auf die komplette Wiederverwertung des Abfalls, der strikt in 34 Kategorien von den Verbrauchern getrennt wird.

Ein weiteres grünes Megaprojekt: Vor den Toren Tokios, in einer vorgelagerten Bucht, entsteht seit einigen Jahren die „Super Eco Town“- eine großangelegte, millionenschwere Maßnahme zur Revitalisierung der Gegend.

Die Aussichten für 2020 die grünste Megastadt der Welt zu sein, stehen also tatsächlich gar nicht so schlecht. Ob mit ehrgeizigen Bauprojekten oder auf dem eigenen Hinterhof – Tokio gärtnert, wo es nur kann. Bleiben wir gespannt, wie sich der grüne Hype weiterentwickelt.

Hier findest du 6 weitere spannende Fakten über Japan.

 

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